Ersatzteil-Logistik: Mit ZetesMedea hat die Augustin Group die Prozesse zwischen Wareneingang und -ausgang digitalisiert und damit Produktivität, Bestandssicherheit und Transparenz erhöht.
Die Suche nach Ersatzteilen für ältere Autos kann sich schnell zu einer Odyssee entwickeln: Schon rund 15 Jahre nach Produktionsende eines Modells kündigen die meisten Hersteller die reguläre Versorgung mit Achsschenkeln, Stoßfängern, Außenspiegeln und dergleichen mehr. In diesem Umfeld hat sich die Augustin Group als zuverlässiger Lieferant für Kunden der Fiat-Gruppe etabliert. Das inhabergeführte Unternehmen mit Sitz in Handewitt nahe der deutsch-dänischen Grenze kann rund 400.000 Teile für aktuelle und historische Pkw und Nutzfahrzeuge liefern.
Schnell gewachsen
Der E-Commerce-Boom und die Expansion von Fiat haben den Familienbetrieb rasant wachsen lassen. Allein in den letzten zwei Jahren stieg der Umsatz um jeweils 30 Prozent, was die Logistik im Jahr 2017 an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit brachte. Damals wurde hier noch weitgehend papierbasiert gearbeitet: Lieferscheine wurden positionsweise abgehakt, das Einlagern erfolgte ohne Scanner und die Kommissionierer pickten anhand ausgedruckter Aufträge. Nach diesem System mussten sechs Mitarbeiter im Wareneingang täglich fünf bis zehn LKW abfertigen, während bis zu 12 Kommissionierer für 700 bis 800 Aufträge verantwortlich waren. Schon damals ließ sich erahnen, dass diese Zahl innerhalb der nächsten Jahre auf bis zu 1.500 Aufträge pro Tag steigen würde.
Vor diesem Hintergrund entschied sich Augustin im Jahr 2017 für die Einführung eines Warehouse Execution Systems (WES), das die Auftrags- und Bestandsdaten mit dem eigenen ERP-System austauschen und sämtliche Prozesse zwischen Wareneingang und Versand steuern und digitalisieren sollte. Nach einer intensiven Marktanalyse und diversen Gesprächen mit potenziellen Anbietern fiel die Wahl auf die Lösung ZetesMedea, eine Logistik-Execution-Lösung zur Verbesserung des Lagerbetriebs.
„Zetes war der einzige Anbieter, der auf unsere individuellen Anforderungen und Prozesse eingehen konnte und wollte“, erläutert IT Spezialist Marc Berlau, der die Zusammenarbeit mit Zetes während der Planungs-Phase sehr gut in Erinnerung hat: „Es waren nur wenige Treffen erforderlich und wir fühlten uns von Zetes sehr gut verstanden.“
Kurz geschult
Nach nur fünf Monaten konnte ZetesMedea im April 2018 bei der Augustin Group eingeführt werden. In diesem Zuge wurden die Lager-Mitarbeiter mit Handheld-Computern und mobilen Druckern von Zebra ausgestattet. Hinzu kamen vier stationäre Drucker. Die Displays der Handhelds führen jetzt Schritt für Schritt durch den jeweiligen Prozess, der über den berührungsempfindlichen Bildschirm ausgewählt und gestartet werden kann. Die Menüsteuerung ist sehr intuitiv, so dass auch neue Mitarbeiter schnell damit zurechtkommen und ohne großen Schulungsaufwand im Lager eingesetzt werden können.
Im Wareneingang muss zunächst einer der Lieferanten-Barcodes auf dem Lieferschein oder der Paletten gescannt werden, damit ZetesMedea die eingelesenen Daten über eine ReST-Schnittstelle (Representational State Transfer) an das Warenwirtschaftssystem übermitteln kann. Dort wird der Barcode einer vorliegenden Bestellung zugeordnet und an ZetesMedea zurückgespielt.
Verheiraten von Lagerplatz und Artikel
Bei einer großen Menge gleichartiger Artikel werden nur die Außenkartons gelabelt, die dann zu einem von ZetesMedea vorgeschlagenen Lagerplatz befördert werden. „Sämtliche Abläufe im Wareneingang konnten in ZetesMedea abgebildet werden, wodurch die Produktivität um 300 Prozent gestiegen ist.“, sagt Weger.
Sämtliche Abläufe im Wareneingang konnten in ZetesMedea abgebildet werden, wodurch die Produktivität um 300 Prozent gestiegen ist. Daniel Weger, Einkauf, Augustin Group
Auch das Überführen der Artikel vom Wareneingang zum Lagerplatz wird durch ZetesMedea unterstützt. Nach dem Scannen des Artikel-Barcodes schlägt die Software einen Lagerort vor, den der Mitarbeiter in der Regel annimmt und durch das Scannen des Barcodes am Regalplatz bestätigt. „Bei Bedarf kann die Ware aber auch zu einem anderen freien Lagerplatz gebracht werden, der dann natürlich auch gescannt werden muss“, erklärt Berlau. Durch das „Verheiraten“ von Lagerplatz und Artikel wisse man jetzt in jedem Fall, „an welchem Ort sich welche Artikel in welcher Menge befinden“.
SOS für kollegiale Hilfe
Davon profitieren auch die Kommissionierer, die von ZetesMedea zielgenau und wegeoptimiert durch den Pick-Prozess geführt werden. Es wird differenziert, ob im nächsten Schritt nur ein einzelner Auftrag oder mehrere Aufträge (Multi-Order-Picking) parallel bearbeitet werden sollen. Je näher der Abfahrtszeitpunkt heranrückt, desto häufiger entscheiden sich die Kommissionierer für das Bearbeiten eines einzelnen Auftrags, um garantiert pünktlich fertig zu werden. „Auch an dieser Stelle bietet uns ZetesMedea durch die Auswahlmöglichkeit maximale Flexibilität“, betont Berlau. Für weitere Flexibilität sorgt der „SOS-Button“: Damit können die Picker direkt am Handheld kollegiale Hilfe anfordern, wenn eine Deadline in Gefahr gerät.
Der „SOS-Button“ kommt zwar nur selten zum Einsatz, dient aber zum Absichern der Lieferqualität. Diese liegt dank ZetesMedea ohnehin auf einem hohen Niveau. „Durch die klar strukturierten und lückenlos dokumentierten Arbeitsschritte ist die Fehlerquote beim Kommissionieren verschwindend gering“, berichtet Weger. Vor diesem Hintergrund könne man an der Packstation auf eine zusätzliche Kontroll-Scannung verzichten. In früheren Zeiten mussten die Pick- und Packlisten noch einzeln vom jeweiligen Mitarbeiter abgehakt werden. „Die eingesparte Kontrolle an der Packstation bringt uns einen enormen Zeitgewinn“, fasst Berlau zusammen.
Integrierte Inventur
Weitere Einsparungen und Qualitätsverbesserungen brachte das Ändern des Inventurverfahrens: „Die frühere Stichtagsinventur hat einen ganzen Tag lang 50 Mitarbeiter beschäftigt, die sich beim Erfassen der rund 40.000 Artikel hin und wieder auch mal verzählt und somit Fehlbestände erzeugt haben“, so Berlau. Mit ZetesMedea gelang der Umstieg zur permanenten Inventur. Der hinterlegte Prozess sieht vor, dass jeder Lagermitarbeiter zu Schichtbeginn zunächst 15 Lagerpositionen zählt.
Fazit: Mit ZetesMedea hat die Augustin Group sämtliche Prozesse zwischen Wareneingang und -ausgang digitalisiert und dabei wesentlich produktiver, transparenter und sicherer gemacht.